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Ein bisschen X, ein bisschen Instagram – jetzt wird auf Threads auch in der EU gepostet

Vor genau einer Woche ist die neue App „Threads“ des US-Internetkonzerns Meta auch in der EU ins Rennen um kommunikationswillige Nutzer*innen geschickt worden. Es handelt sich dabei um eine Mikroblogging-Plattform, die sich leicht als neuer X (ehemals Twitter)-Konkurrent ausmachen lässt. Elon Musk ist entsprechend verärgert und die EU hatte erhebliche Datenschutzbedenken. Doch trotz all dieses Ärgers dürfen jetzt auch Europäer*innen Threads nutzen.

Threads ist jetzt auch in der EU online

Europa hinkt ordentlich hinterher, denn das neue Angebot des Meta-Konzerns, dem auch Facebook, Instagram und WhatsApp angehören, startete bereits im Juli dieses Jahres in mehr als 100 Ländern. Threads ist ein textbasiertes soziales Netzwerk, in dem die Nutzer*innen Textbeiträge von bis zu 500 Zeichen erstellen und mit Links, Fotos und Videos von bis zu 5 Minuten bestücken können. Andere können auf diese Beiträge antworten, sie teilen oder zitieren – so weit, so bekannt.
Im Unterschied zu anderen sozialen Netzwerken werden Beiträge nicht über Hashtags inhaltlich miteinander verbunden. Gesucht werden können lediglich andere Mitglieder. So gibt es auch keine nachvollziehbaren inhaltlichen Trends. Ebenso wenig ist es (bisher) möglich, einander private Direktnachrichten zu schicken.

Instagram-Anhängsel

Threads lehnt sich nicht nur in Sachen Design und Funktionalität stark an Instagram an, sondern die beiden sind auch eng miteinander verknüpft. Wer einen Threads-Account erstellen möchte, braucht dafür zwingend einen bestehenden Instagram-Account. Benutzer*innenname, Passwort, Profilbeschreibung und bereits eingerichtet Konten werden direkt in den Threads-Account übernommen. Umgekehrt können Threads-Beiträge direkt in Instagram-Storys geteilt werden. Der Meta-Konzern nutzt hier ganz offensichtlich seine enorme Reichweite von Instagram, um das neue Angebot zu pushen. Laut statista nutzen rund 2 Mrd. Menschen weltweit Instagram, in Deutschland sind es immerhin mehr als 37 % der Bevölkerung.

Einaldung frei Haus: Instagram soll Nutzer*innen zu Threads lotsen

Der Erfolg stimmt bisher: Innerhalb weniger Tage wurden im Juli mehr als 100 Millionen Anmeldungen verzeichnet. Alle Instagram-Nutzerinnen, die in die Suchfunktion die Begriffe „Threads“ oder „Ticket“ eingeben, erhalten eine ‚persönliche‘ Einladung, sich bei Threads anzumelden. Das ist eine nette Spielerei, die möglichst viele Instagramer*innen ohne Umschweife zu Threads leiten soll. Die App kann aber auch auf dem üblichen Weg aus den jeweiligen App-Stores heruntergeladen werden. Alternativ steht unter https://www.threads.net/ auch eine Desktop-Version zur Verfügung, die aber vermutlich besonders von jüngeren Nutzer*innnen eher links liegen gelassen werden wird.

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Datenschutz-Problem in der EU

Die Verzögerung der Veröffentlichung innerhalb der EU kommt zustande, weil die App bisher die Verbraucherschutzstandards der EU nicht erfüllen konnte. Die neuen Digitalgesetze der EU, der Digital Services Act (DSA) und der Digital Markets Act (DMA), haben dazu geführt, dass u.a. die automatische Verknüpfung der Nutzer*innendaten von Instagram und Threads als problematisch eingestuft wird. Außerdem wurde moniert, dass das vollständige Löschen eines Thread-Accounts auch das Löschen des verknüpften Instagram-Accounts bedeutet. Zudem sammelt Threads sensible Daten wie Informationen über die sexuelle Orientierung, die Religion sowie biometrische Daten. Meta hat aber mittlerweile mit einigen Anpassungen den Weg zur Veröffentlichung in der EU freigeräumt.

Threads möglichst sicher nutzen

Da Instagram weiterhin zu den beliebtesten Netzwerken jüngerer Nutzer*innen gehört, besteht durchaus eine große Chance, dass viele von ihnen zukünftig auch Threads nutzen werden, auch wenn nach dem aktuellen Eindruck dies Plattform wenig Neues bietet. Das beste Argument ist sicherlich die nahtlose Verbindung mit Instagram, die zu noch besser verflochtenen Social-Media-Kanälen führen kann. Wie sich Threads inhaltlich entwickeln wird, muss sich zeigen.

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Challenges total

Die Wahrscheinlichkeit, dass Ihr Kind – sofern es Instagram nutzt – auch in Threads unterwegs sein möchte, ist ziemlich hoch. Deshalb sollten Sie sich hier, wie bei allen anderen sozialen Netzwerken, Gedanken über Sicherheitseinstellungen machen. Das Gute daran: Da Threads so eng mit Instagram verbandelt ist, sind auch die Einstellungen sehr vergleichbar.

Das Mindestalter für Threads liegt laut Nutzungsbedingungen bei 13 Jahren, in den beiden App-Stores ist aktuell abweichend davon eine Altersfreigabe ab 12 Jahren angegeben. Profile können auch in Threads auf „öffentlich“ oder auf „privat“ gestellt werden. Alle Accounts von Personen unter 18 Jahren sind bei der ersten Anmeldung standardmäßig privat, auch wenn der verknüpfte Instagram-Account „öffentlich“ ist. Das Angebot, den Account öffentlich zu machen, wird allerdings direkt bei der Anmeldung gemacht. Nutzt Ihr Kind einen Instagram-Account mit Elternaufsicht, so funktioniert das sowohl für die Aktivitäten auf Instagram als auch für die auf Threads.

Bisher lässt sich noch nicht absehen, ob Threads sich wirklich dauerhaft behaupten wird, und ob sich spezielle Sicherheitsrisiken ergeben. Doch scheint es so, als wären bei dieser Mischung aus X und Instagram die üblichen Vorsichtsmaßnahmen geboten. Wir halten Sie auf dem Laufenden.

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geschrieben von: Meike Adam

beschäftigt sich seit mahr als 20 Jahren beruflich mit dem Themenkomplex Medien, als Wissenschaftlerin, Webschaffende und medienpädagogische Referentin. Durch zahlreiche Elternabende, Fortbildungen für Lehrer_innen und Unterrichtseinheiten mit SuS weiß sie, wo es brennt. Mit 3 Kindern ist sie zudem alltägliche medienpädagogische Praktikerin.

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