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Alles Kontrolletti? – Soziale Netzwerke und Elternkontrolle

Sorgen über die Gefahren sozialer Netzwerke und die Angst vor naivem Experimentierwillen der Kinder lassen bei vielen Eltern den Wunsch nach einer einfachen und umfassenden Kontrollmöglichkeit aufkommen. Snapchat, Instagram und TikTok reagieren darauf mit ihren Elternmodi, die Kontrolle über und Sicherheit für den Nachwuchs versprechen. Ist das der Beginn von Safer Social Media oder eher eine Verzweiflungstat?

Nicht ohne meine Eltern / Foto: Ron Lach - pexels.com

Das Kind in ein eigenes Leben zu entlassen, ist ein wichtiger Schritt für alle Eltern pubertierender Kinder. Während die Gefahren des echten Lebens einschätzbarer erscheinen, ist für viele Eltern das digitale Leben ihrer Kinder weniger nachvollziehbar und deshalb oft angstbesetzt. Die Gefahren scheinen die Möglichkeiten noch zu übertreffen und der Glaube in die digitalen Kompetenzen der eigenen Kinder ist nicht immer besonders ausgeprägt. Die Möglichkeit, ein Auge auf die Aktivitäten in den sozialen Netzwerken zu haben, ist da ein willkommener Ausweg. Gut, dass die drei bei Jugendlichen beliebtesten Netzwerke da etwas im Angebot haben. Voraussetzung dafür ist allerdings immer ein eigener Account.

Unter Aufsicht bei Instagram

Instagram ermöglicht es Eltern, zu beobachten, welchen Konten ihr Kind folgt und welche Followerinnen sich für den Account des Kindes interessieren. Bei neuen Followerinnen werden sie benachrichtigt. Um die Nutzungszeiten zu begrenzen, können Zeitlimits und Pausenzeiten festgelegt werden. Instagram nimmt die Privatsphäre der Kinder durchaus ernst: Eltern haben keinen Zugriff auf deren private Nachrichten und Suchfunktion. Damit die Elternfunktion nicht hinter dem Rücken des Kindes eingesetzt werden kann, muss die Beaufsichtigung angefragt und akzeptiert werden. Beide Seiten können die Eltern-Aufsicht jederzeit beenden.

Begleitet auf TikTok

TikTok bietet einen sogenannten „Begleiteten Modus“ an, mit dem Eltern die tägliche Nutzungsdauer beschränken können. Ähnlich wie auf YouTube spielt TikTok nach 60 Minuten ein Video ein, das dazu auffordert, nicht zu viel Zeit hier zu verbringen. Darüber hinaus können Eltern Kommentare und Nachrichten auf Freund*innen im Netzwerk begrenzen, die Sichtbarkeit des Profils beschränken und die Suchfunktion beeinflussen. Wird der eingeschränkte Modus aktiviert, können die Inhalte im Feed des Kindes gefiltert werden. Die Aktivitäten des Kindes – das Ansehen von Videos, Nachrichten und Kommentare – können nicht eingesehen werden.

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Family Center bei Snapchat – ein kleiner Einblick

Snapchat nennt seine technische Begleitfunktion für Eltern „Family Center“. Im Vergleich mit TikTok und Instagram sind die Möglichkeiten der Einflussnahme hier eher gering: Es ist nicht möglich Funktionen in der App zu beschränken. Im Family Center können Eltern allerdings sehen, mit wem ihr Kind Kontakt hatte und im Zweifel Profile melden. Die Inhalte, die geteilt worden sind, können nicht eingesehen werden. Snapchat greift mit seinem Family Center am wenigsten in die Handlungsfreiheit der Kinder ein und erlaubt lediglich einen rudimentären Schutz vor suspekten Kontakten.

Kontrolle und Vertrauen ausbalancieren

Wie bei allen technischen Kontrollmöglichkeiten – unabhängig davon, ob sie in die Funktionen von Apps oder direkt in die Nutzung von digitalen Geräten eingreifen – ist es trügerisch, sich damit auf der sicheren Seite zu wähnen. Es handelt sich vielmehr um begleitende Hilfsmaßnahmen, die unter Umständen andauernde ermüdende Diskussionen etwa über Nutzungszeiten abkürzen, und, wenn sie gut abgesprochen sind, die Transparenz der Regeln erhöhen können. Es ist für ein Kind nachvollziehbarer, wenn ein objektives Zeitlimit festgelegt und dank der Technik auch unbestechlich eingehalten wird, als wenn die Nutzungsdauer von plötzlichen Anfällen von Genervtheit der Eltern angesichts der Mediennutzung abhängt.

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Solche Hilfsmittel können aber das Gespräch und das Bemühen, Kinder bei der Entwicklung einer eigenen Medienkompetenz zu begleiten, nicht ersetzen. Werden sie in einem erzieherischen Kontext eingesetzt, der letztlich einen selbstverantworteten und eigenständigen Umgang mit digitalen Medien erreichen möchte, können sie nützliche Wegbegleiter sein. Werden sie allerdings genutzt, um die Verantwortung abzugeben, sind sie wenig hilfreich und werden mit Sicherheit über kurz oder lang zu einem ernsthaften Konflikt führen. Denn auch in der digitalen Welt können Kinder nur dann gesund aufwachsen, wenn sie auch das Vertrauen und die Möglichkeit haben, sich auszuprobieren – mit hilfreichen Erwachsenen, die ihnen im Ernstfall zur Seite stehen.

Hier finden Sie genauere Erläuterungen zu den jeweiligen Funktionen:
Snapchats Family Center
Der begleitete Modus von TikTok
Familienbereich und Elternaufsichts-Tools für Instagram

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geschrieben von: Meike Adam

beschäftigt sich seit mahr als 20 Jahren beruflich mit dem Themenkomplex Medien, als Wissenschaftlerin, Webschaffende und medienpädagogische Referentin. Durch zahlreiche Elternabende, Fortbildungen für Lehrer_innen und Unterrichtseinheiten mit SuS weiß sie, wo es brennt. Mit 3 Kindern ist sie zudem alltägliche medienpädagogische Praktikerin.

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