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Digitale Sozialkompetenz jetzt! Ihre Erfahrung ist gefragt

Das digitale Leben hat ganz schön Fahrt aufgenommen. Kaum haben wir uns an eine Plattform gewöhnt, wird diese schon von der nächsten verdrängt. Sie haben das Gefühl permanent hinterher zu hecheln? Entspannen Sie sich: Um Kinder und Jugendliche gut im digitalen Leben zu begleiten, müssen Sie nicht jede Neuheit kennen – Ihre Kernkompetenzen liegen woanders. Und die werden dringend gebraucht.

Augen zu und durch wird wohl nicht gehen.

Ein gutes Leben in der schönen neuen digitalen Welt braucht einiges an Wissen und Fähigkeiten – darüber herrscht weitgehend Konsens. Als Eltern oder pädagogische Fachkraft sehen Sie sich da in der Verantwortung und das zu Recht. Leider ist aber der Erfahrungsvorsprung bei digitalen Medien gegenüber der Generation der digital natives sehr gering – wenn er überhaupt vorhanden ist. Das trifft besonders auf soziale Netzwerke zu, in denen sich deutlich mehr digital natives als digital imigrants tummeln. Das ist aber kein Grund aufzugeben!

In vielen Fällen entstehen Probleme nicht, weil die technischen Funktionen einer digitalen Plattform oder eines sozialen Netzwerkes nicht bekannt wären. Schließlich mobbt sich niemand bei WhatsApp, weil er oder sie die Funktionsweise von WhatsApp nicht versteht. Das Problem in sozialen Netzwerken oder bei Messengern liegt vielmehr in einer mangelnden Sozialkompetenz unter den speziellen Bedingungen digitaler Kommunikation. Letztlich ist es dabei egal, ob wir über WhatsApp, Instagram oder Snapchat reden. Die Bedingungen sind überall vergleichbar und der Grundgedanke von digitaler Vernetzung und Kommunikation auch.

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Genau hier kommen Sie ins Spiel: Als erfahrene Kommunikationsteilnehmer*in, die über längere Zeit fernmündliche Erfahrung sammeln konnte – angefangen beim guten alten Telefon – haben Sie ein Gespür dafür entwickelt, was geht und was nicht. Genau diese kommunikative Kompetenz brauchen Kinder & Jugendliche in ihren verschiedenen Kanälen dringend. Sie müssen unterscheiden lernen, was in einem sozialen Netzwerk oder im Chat veröffentlicht und geklärt werden kann und was eben nicht. Sie brauchen Leitlinien dafür, wie man dort miteinander umgeht und müssen ein Verständnis dafür entwickeln, dass es eben nicht folgenlos bleibt, was sie dort tun.

Digitales und echtes Leben eng verwoben

Schließlich beeinflussen unsere digitalen Kommunikationskanäle erheblich unsere Beziehungen im echten Leben und umgekehrt. Eine Klasse, die sich im Klassenchat übel beschimpft, wird auch im Klassenraum nicht unbedingt gut aufeinander zu sprechen sein. Ein gutes Klassenklima wiederum macht sich auch im Chat bemerkbar. Während die Entwicklung der Sozialkompetenz vom Kindergarten an („Nein, wir hauen uns nicht, wenn wir etwas von jemand anders haben wollen!“) ein großes pädagogisches Ziel ist, wird das Sozialverhalten in der digitalen Kommunikation viel zu selten thematisiert – egal, ob zu Hause oder in der Schule.

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Dabei sind es offensichtlich gerade die Bedingungen, unter denen wir uns in digitaler Form austauschen, die ein herablassendes, verletzendes und grenzüberschreitendes (Kommunikations-)Verhalten befeuern. Das trifft keineswegs nur auf Kinder und Jugendliche zu! Deshalb reicht es eben nicht, sich auf das erlernte Sozialverhalten zu verlassen. Vielmehr muss neben den essenziellen digitalen Kompetenzen wie Schutz der eigenen Daten auch eine digitale Sozialkompetenz gefördert werden. Wenn Sie schon mal beim Thema sind, können Sie sich ja gleich noch erklären lassen, wie das neuste Netzwerk funktioniert und was daran so faszinierend ist. So wird daraus ein gutes Tauschgeschäft: Technik- gegen Sozialkompetenz. Beides zusammen ist die beste Grundlage für ein glückliches digitales Leben.

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geschrieben von: Meike Adam

beschäftigt sich seit mahr als 20 Jahren beruflich mit dem Themenkomplex Medien, als Wissenschaftlerin, Webschaffende und medienpädagogische Referentin. Durch zahlreiche Elternabende, Fortbildungen für Lehrer_innen und Unterrichtseinheiten mit SuS weiß sie, wo es brennt. Mit 3 Kindern ist sie zudem alltägliche medienpädagogische Praktikerin.

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