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Sexting – die neue Normalität intimer Kommunikation

Sexting – ein Kofferwort aus „Sex“ und „Texting“ – ist eine weitverbreitete Form der sexuellen Ausdrucksmöglichkeit. Wie oft beim sexuellen Heranwachsen Jugendlicher haben viele Eltern Angst davor, ihr Kind könnte schlechte Erfahrungen machen oder in irgendeiner Form Verletzungen davontragen. Aber auch hier gilt: Angst ist ein schlechter Erziehungsratgeber.

Wer sextet, hat nicht zwingend ein Brett vor dem Kopf.

Unter Sexting wird das einvernehmliche Versenden von sexuellen Inhalten – meist in Form von Aufnahmen des eigenen Körpers – an andere Personen verstanden. Unter Jugendlichen ist der Begriff weniger verbreitet, sie sprechen eher von „Sexy Selfie“, „Posingbildern“ oder „Nudes“. Eins vorab: Sexting ist nicht nur im Sexleben von Jugendlichen beliebt. Auch Erwachsene finden durchaus Gefallen daran, freizügige oder intime Fotos und Videos zu verschicken.

Rechtlich im grünen Bereich ist Sexting, wenn die Bilder oder Videos ausschließlich zu privaten Zwecken und mit Einwilligung der gezeigten Person gemacht werden. Das Weiterleiten oder das Hochladen auf eine öffentliche Plattform ist allerdings untersagt. Das ungefragte Versenden entsprechender Fotos oder Videos fällt unter sexuelle Belästigung.

Abweichend oder normal?

Was Erwachsene einander alles zuschicken, bleibt oft im Verborgenen, bei Jugendlichen allerdings haben wachsame Erwachsene zumindest gelegentlich ein Auge darauf oder sie brauchen Unterstützung, weil etwas aus dem Ruder gelaufen ist. Prinzipiell scheiden sich die Geister von Erziehenden und Fachkräften. Während es einigen als abweichendes Verhalten gilt, das in erster Linie Gefahren birgt, verstehen andere Sexting als Teil der (digitalen) Identitätsfindung bei Jugendlichen. Hier werden nicht in erster Linie die Gefahren gesehen, sondern der spielerische und experimentelle Charakter hervorgehoben.

Tatsächlich wird der Alltagsbegleiter Smartphone – mit all seinen kommunikativen und interaktiven Möglichkeiten – für Jugendliche nicht nur zum Austausch von Informationen, sondern eben auch als Ausdrucksmittel sexueller Intimität genutzt. Medien werden zur Ausformung von Identität und zur Präsentation eines Selbstbildes genutzt – mit allen Facetten. Ganz allein sind die Jugendlichen dabei nicht: Im Internet finden sich reichlich Tipps für Einsteigerinnen und für Fortgeschrittene.

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Nicht das Sexting ist das Problem, sondern der Umgang damit

Sexting wird sowohl in einer bestehenden oder zur Anbahnung einer neuen Paarbeziehung eingesetzt, es kann auch Teil eines Flirts sein. Nacktaufnahmen können auf Seiten der Empfängerinnen den Charakter einer Trophäe ggfs. mit einem hohen Tauschwert haben. Hier beginnen dann unter Umständen die Probleme und hier sollte auch medienpädagogische Erziehung ansetzen. Das Problem liegt nämlich nicht in dem eigentlichen Versenden von intimen Bildern – solange sie nicht erpresst oder als Belästigung empfunden werden – sondern im Umgang damit.

Die Debatte erinnert dabei gelegentlich an die leidige Minirock-Diskussion. Deshalb noch einmal unmissverständlich: Eine Frau, die einen Minirock trägt, möchte ebenso wenig sexuell belästigt werden, wie jemand, der/die intimes Bildmaterial verschickt, damit in der (digitalen) Öffentlichkeit bloßgestellt werden möchte. Die „Schuld“ liegt in beiden Fällen auf Seiten derjenigen, die das Fehlverhalten begehen und nicht bei denjenigen, deren Verhalten als Ausrede dafür benutzt wird.

Insofern muss in der Prävention vor allem auch die Sensibilität für die Verletzungen geschärft werden, die durch die Weitergabe von intimen Bildern und Fotos, verursacht werden. Hier wird die Verletzlichkeit, der sich die Person durch dieses Bildmaterial aussetzt, ausgenutzt und ein intimer, als geschützt empfundener Kommunikationsraum öffentlich gemacht.

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Wichtig ist aber auch zu versuchen, Jugendlichen den Druck zu nehmen, sie müssten sexten, um unverklemmt und locker zu wirken. Sexting ist nicht zwingend Bestandteil einer funktionierenden Beziehung oder eines Flirts – es spricht aber auch nicht dagegen. Auch hier müssen Jugendliche ihren individuellen Umgang mit den Möglichkeiten digitaler Medien finden. Gut, wenn sie dabei Ansprechpartner*innen haben, die sie nicht verurteilen.

Die Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz (AJS) NRW hat eine sehr informative und hilfreiche Broschüre zum Themenkomplex Sexualität in digitalen Welten veröffentlicht.

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geschrieben von: Meike Adam

beschäftigt sich seit mahr als 20 Jahren beruflich mit dem Themenkomplex Medien, als Wissenschaftlerin, Webschaffende und medienpädagogische Referentin. Durch zahlreiche Elternabende, Fortbildungen für Lehrer_innen und Unterrichtseinheiten mit SuS weiß sie, wo es brennt. Mit 3 Kindern ist sie zudem alltägliche medienpädagogische Praktikerin.

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