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Vergleiche hinken – warum Medienerziehung trotzdem wie Verkehrserziehung ist

Sicher, Vergleiche vereinfachen und verschleiern dadurch manchmal Wichtiges – trotzdem sind sie oft sehr hilfreich, um etwas zu verdeutlichen. So kann man z.B. lesen, Medien seien wie Drogen und Medienpädagogik demzufolge wie Anfixen von Kindern. Ein Vergleich, der schwerfällig humpelt. Deshalb wollen wir einen neuen in die Debatte werfen: „Medienerziehung ist wie Verkehrserziehung“.

Eine Frau zieht einem Jungen eine Kapuze auf Gut behütet - auf der Straße und auf der Datenautobahn.

Das mag aufs Erste etwas konstruiert klingen, es gibt aber viele Aspekte, die passen.

1. Gekommen, um zu bleiben

Unsere individuelle Mobilität in Form von Autos ist im Moment nur schwer wegzudenken – vielleicht wird es in Zukunft bessere, umweltfreundlicher, sicherere und leisere Lösungen geben. Eine Rückkehr etwa zu Pferdekutschen ist aber mehr als unwahrscheinlich. Ebensowenig können wir erwarten, dass wir in Sachen Medien in der Zeit zurückreisen. Ziemlich sicher wird es auch hier immer wieder Innovationen geben, die unsere alte Medienwelt antiquiert wirken lassen – der Zug fährt definitiv weiter. Wir müssen uns also sowohl der Aufgabe stellen, unsere Kinder fit für den Straßenverkehr zu machen, als auch, ihnen die notwendige Medienkompetenz zu vermitteln.

2. Es betrifft alle

Dem Straßenverkehr kann man nicht entkommen, zumindest nicht ohne sich jeglicher menschlichen Gesellschaft zugleich zu entziehen. Klarkommen müssen wir also alle damit – ebenso wie mit Medien.

3. Kinder sind immer früher dabei

Bei allen Gefahren im Straßenverkehr (vor allem in größeren Städten) mag es auf den ersten Blick sinnvoll erscheinen, wenn Kinder erst ab einem bestimmten Alter am Verkehr teilnähmen. Das ist aber nicht so: Auch schon kleine Kinder sind auf ihren Laufrädern, Scootern und Kinderrädern draußen unterwegs – natürlich ohne Führerschein. Was wäre die Alternative? Kinder zu Hause einsperren und überall mit dem Auto hinkutschieren? Aber – und das ist entscheidend: Sie werden begleitet und schrittweise in die Eigenständigkeit geführt! Ein Konzept, das überzeugt, auch bei Medien. Denn auch hier mischen Kinder immer früher mit.

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4. Schöne neue Welt

Was ist das Auto doch für ein Wunderwerk: schnell, komfortabel, individuell. Die Begeisterung kannte angesichts dieses technischen Fortschritts lange kaum Grenzen. Dass die Abgase die Umwelt verpesten, das Unfallrisiko steigt oder Autobahnen die Gegend verschandeln, wurde erst mit der immer weiter steigenden Zahl an Autos auf den Straßen deutlich. Smartphones sind auch wahre Wunderwerke. Sie wissen schon: schnell, komfortabel, individuell. Dass wir mit ihnen beleidigen, die Freizeit verdaddeln und für das echte Leben unansprechbar werden können, hat sich auch erst ab einem gewissen Verbreitungsgrad gezeigt.

Begleitet auf der Datenautobahn

Also, nehmen Sie Ihr Kind an die Hand: Begleiten Sie es nicht nur altersgemäß bei seinen Gehversuchen im Straßenverkehr, sondern auch in sozialen Netzwerken, der weiten Welt der Spiele und beim Zeitmanagement mit dem Handy.

Ach ja: noch ein paar Worte zum Drogenvergleich.
Medien im allgemeinen sind nicht mit Drogen vergleichbar. Es gibt sicher Teilaspekte, die eine ähnliche Sog- und Suchtwirkung haben können, aber sie zielen nicht ihrem Wesen nach auf Bewusstseinsveränderung ab. Sie fixen Ihr Kind also nicht an, wenn Sie es in und durch die Medienwelten begleiten. Vielmehr ermöglichen Sie ihm Teilhabe und – im besten Falle – einen selbstbewussten Umgang mit einer uns alle umgebenden Technik. Verkehrt kann das nicht sein.

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geschrieben von: Meike Adam

beschäftigt sich seit mahr als 20 Jahren beruflich mit dem Themenkomplex Medien, als Wissenschaftlerin, Webschaffende und medienpädagogische Referentin. Durch zahlreiche Elternabende, Fortbildungen für Lehrer_innen und Unterrichtseinheiten mit SuS weiß sie, wo es brennt. Mit 3 Kindern ist sie zudem alltägliche medienpädagogische Praktikerin.

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