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Echt schlecht: Jugendschutz im Internet

jugendschutz.net ist das gemeinsame Kompetenzzentrum von Bund und Ländern für den Schutz von Kindern und Jugendlichen im Internet. Es recherchiert Gefahren und Risiken und richtet besondere Aufmerksamkeit auf sogenannte riskante Kontakte, Selbstgefährdungen, politischen Extremismus, Hass und Gewalt sowie die sexuelle Ausbeutung von Kindern. Im Sommer wurde der Jahresbericht 2019 veröffentlicht.

Online-Challenges können ganz gefährlich aus dem Ruder geraten

Der größte Zuwachs lag 2019 im Bereich der Selbstgefährdung, stellt jugendschutz.net in seinem Jahresbericht fest. Immer mehr dokumentierte Inhalte zu Selbstverletzung, Suizid und Social-Media-Challenges verursachten den Anstieg von 77 % (von 478 auf 846 Fälle). Fällen mit Gewaltinhalten liegen auf Platz 2.

Challenge – oft lebensbedrohliche Herausforderung

Social-Media-Challenges sind Wettbewerbe, in denen Kinder und Jugendliche über soziale Medien zu gefährlichen Mutproben animiert werden. Dazu gehören laut jugendschutz.net so riskante Vorhaben wie z.B. Nagellackentferner auf der Haut anzünden, Maiskolben auf drehender Bohrmaschine essen oder auf fahrende Züge klettern, die lebensgefährlich sein können.

Die meisten Fälle, in denen zu unberechenbaren Wettbewerben aufgefordert wurden, fanden sich laut jahresbericht von jugendschutz.net bei YouTube, TikTok, Instagram und Facebook.

Dabei muss die Challenge gar nicht gewonnen werden, auch die Clips mit misslungenen Versuchen haben das Zeug, sich rasend schnell im Netz zu verbreiten. Den Betroffenen droht Spott und Schadensfreude. Der Schritt zu Cyber-Mobbing sei dann nicht mehr weit, so Stefan Glaser, Leiter von jugendschutz.net.

Schutzkonzepte der Anbieter

jugendschutz.net kritisiert, dass die Diensteanbieter zu wenig Vorsorge betrieben, um Kinder und Jugendliche zu schützen. Technisch sei es längst möglich, gefährdende Inhalte in Social Media schnell zu identifizieren und Kinder vor der Konfrontation zu schützen, so Dr. Marc Jan Eumann, Vorsitzender der Kommission für Jugendmedienschutz (KJM).

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Zwei Dienste verzeichnen 2019 einen besonders hohen Anstieg bei Verstößen: Beim Bildernetzwerk Pinterest waren es neunmal so viele Verstöße wie im Vorjahr (Anstieg von 46 auf 413), beim Videodienst TikTok fünfmal so viele (Anstieg von 38 auf 192).

Bundesjugendministerin Franziska Giffey fordert ein Update des Jugendschutzes in das 21. Jahrhundert. Ihr Gesetzentwurf, der im Herbst nach dem Notifizierungsverfahren der EU-Kommission im Kabinett beschlossen werden soll, stehe für einen modernen Jugendmedienschutz, so die Ministerin in der Pressemitteilung von jugendschutz.net.

Wir sind gespannt! Verbesserung ist dringend nötig, denn Kinder und Jugendliche müssen sicher mit digitalen Medien aufwachsen können. Aber ein Gesetz allein kann dabei auch nicht weiterhelfen. Wir alle sind gefragt.

Der Jahresbericht 2019 von jugendschutz.net ist lesenswert, wenn auch erschreckend

Hier finden Sie die Pressemeldung von jugendschutz.net

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geschrieben von: Eva Schwarz

Als Volljuristin und Mitinhaberin einer Text- und Internetagentur ist der Weg zum Medienrecht recht kurz. Das 2021 erworbene Hochschulzertifikat "Internet- und Medienrecht" teert diesen Weg mit neuesten Kenntnissen in einem dynamischen Rechtsgebiet. Die gewaltfreie Kommunikation schätzt die zertifizierte Konfliktcoachin als neuen Weg für mehr Empathie und friedliches Miteinander auch in der digitalen Welt.

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