Emojis: die ganze Welt in einem kleinen Bild
Die digitale Kommunikation in Chats und sozialen Netzwerken hat längst eigene Ausdrucksformen entwickelt. Neben einer ganzen Reihe von Abkürzungen wie BFF (best friends forever) sind Emojis eine wichtige Kommunikationshilfe, die ganz unterschiedliche Funktionen übernehmen kann. Ein Zwinker-Smiley etwa kann Ironie anzeigen. Die zur Auswahl stehenden Emojis transportieren aber mehr oder weniger offen noch viel mehr.
Haben Sie sich schon einmal gefragt, wo diese Emojis eigentlich herkommen und warum Ihnen genau diese Auswahl zur Verfügung steht? Die Antwort lautet „Unicode Consortium“ – was wie ein verschwiegener Geheimbund klingt, ist in Wahrheit eine gemeinnützige Organisation, die den Charme und den Geist der Anfänge des Internets versprüht (z.B. auf ihrer Website).
Die Idee dahinter ist verlockend: eine universelle Codierung von Schriftzeichen und Textelementen aller bekannten Schriftkulturen und Zeichensysteme. Egal, ob es sich um das $-Zeichen handelt oder einen Pfeil. All das dürfte die meisten von uns nur am Rande interessieren, Hauptsache es funktioniert. Viel interessanter für alle fleißigen Chat-Texterinnen sind die kleinen Smileys, Hände, Gegenstände, Tiere und sonstigen Wesen, die so gerne als Textergänzung oder -ersatz verschickt werden – kurz die Emojis. Auch die werden vom Unicode Consortium herausgegeben und weiterentwickelt und dann auf Geräten wie Smartphones implementiert.
Inklusive Emoji-Welt
Das Unicode Consortium hat jetzt neue Emojis für 2021 angekündigt, die dann aber voraussichtlich erst im Jahr 2022 auf unseren Geräten zur Verfügung stehen werden. Die neuen Unicode 14.0 Emojis sind interessant, weil sie sich vor allem darum bemühen, inklusiv zu sein. Seit 2015 werden Emojis mit 6 verschiedenen Hautfarben angeboten – erstaunlich spät. Ebenso gibt es schwule und lesbische Paare, mit und ohne Kinder. Neu ist aber der schwangere Mann bzw. die schwangere Person. Sicher ein Emoji, das viele Diskussionen auslösen wird. Emojipedia erklärt dazu, dass damit schwangere nicht-binäre oder trans-Menschen repräsentiert würden, aber auch ein extrem voller Magen nach einem sehr üppigen Essen ausgedrückt werden kann. Gender-inklusive Emojis sollen laut Unicode Consortium unmarkiert oder mehrdeutig in Bezug auf die Geschlechterdarstellung sein.
Repräsentation ist wichtig
Mit Sicherheit wird das einigen zu weit gehen, die falsche Richtung einschlagen, oder in ihren Augen das Wohl unserer Kinder gefährden. Derartige Diskussionen haben sich auch an den schwarzen Händen entzündet. Ist es nicht besser, solche Themen auszuklammern und weiterhin unabhängig von der eigenen Hautfarbe quietschegelbe Hände zu verschicken – was weiße Menschen im Übrigen nach wie vor überwiegend tun?
Nein, ist es nicht! Diskriminierung lässt sich durch Schweigen und Tabus nicht durchbrechen. Allein die Möglichkeit, schwarze Hände oder schwangere Männer verschicken zu können, macht etwas sichtbar: nämlich menschliche Vielfalt, über die wir auch reden müssen – und das heißt heute auch, die sich in Emojis ausdrücken lassen muss. Denn gerade diese alltägliche Kommunikation muss neben dem lachenden Kackhaufen und dem ewigen Zwinker-Smiley mehr Differenzierung ermöglichen. Keine Sorge: Natürlich bleiben auch die gelben Hände und schwangeren Frauen erhalten, sie sind nur nicht mehr die unumgängliche Norm.